Neue Wege für die Demokratie – unsere Empfehlungen sind da!

Braucht die Schweizer Demokratie ein Update? Diese Frage hat uns beim Demokratie Labor Basel über dreieinhalb Jahre hinweg beschäftigt – gemeinsam mit über 3'000 Studienteilnehmenden und zahlreichen Fachpersonen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Insgesamt sieben Projekte haben wir durchgeführt und getestet, wie eine moderne, inklusive Demokratie mit mehr Beteiligung und besserer Repräsentation aussehen könnte.

Mit dem veröffentlichten Policy Brief legen wir nun zentrale Erkenntnisse und Empfehlungen aus unseren Teilprojekten vor. Im Zentrum stehen dabei konkrete, in Basel erprobte Ansätze für eine zukunftsfähige demokratische Praxis – darunter:

  • Alternative Abstimmungs- und Wahlverfahren, die die Möglichkeiten digitaler Auswertung nutzen

  • Neue Wege politischer Entscheidungsfindung durch verbesserte Informationszugänge für Bürger:innen in der direkten Demokratie

  • Einbezug von Bürger:innen in politische Entscheidungen durch deliberative Beteiligungsformate

  • Direkte, standardisierte Rückmeldemöglichkeiten für Bürger:innen an Politiker:innen.

Unsere Ergebnisse zeigen: Es gibt valide neue Instrumente, um die Vielfalt gesellschaftlicher Stimmen sichtbarer zu machen ohne das Bestehende zu ersetzen, sondern es sinnvoll zu erweitern.

Demokratie Labor Policy Brief (PDF)

Zielsetzung und Einordnung

Das übergeordnete Ziel des Demokratie Labors bestand darin, aus den erprobten Formaten eine evidenzbasierte Wissens- und Entscheidungsgrundlage für Verantwortliche in Politik und Verwaltung zu schaffen. Gleichzeitig sollte die begleitende Kommunikation eine öffentliche Diskussion über die Möglichkeiten und die Notwendigkeit von Demokratiereformen anstossen.

Im Mai 2025 haben wir unsere zentralen Erkenntnisse im Rahmen eines Workshops mit Basler Grossrät:innen diskutiert. Dabei zeigte sich: Das Projekt wurde mit Wohlwollen aufgenommen und die Relevanz demokratischer Weiterentwicklungen nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Dennoch gab es spürbare Vorbehalte gegenüber konkreten Veränderungsvorschlägen – etwa aus Sorge vor einer Abwertung bestehender Strukturen oder angesichts der Unvorhersehbarkeit möglicher Auswirkungen neuer Verfahren.

Bei der Bürger:innen-Beteiligung zeigte sich, dass neue Beteiligungsformate vor allem Personen mit hohem politischem Interesse ansprechen - also jene, die sich ohnehin bereits aktiv einbringen, während andere Bevölkerungsgruppen kaum bis gar nicht angesprochen werden konnten. Demokratie lebt von der Beteiligung möglichst vieler, neue Reformen sollten deshalb strukturelle Hürden abbauen und menschen zur aktiven politischen Mitgestaltung ermutigen.

Die Zukunft der Demokratie

Demokratie erhalten heisst, für ihre Resilienz, Legitimität und Lebendigkeit zu sorgen. Sie braucht Pflege und kontinuierliche Weiterentwicklung. Zentral dafür sind politische Bildung und ein politisches Bewusstsein jedes und jeder Einzelnen. Politische Bildung sollte früh ansetzen, lebenslang zugänglich bleiben und auch soziale Kompetenzen wie Ambiguitätstoleranz und Dialogfähigkeit fördern.

Neben Rechtsstaatlichkeit, Gewaltentrennung und fairen demokratischen Strukturen und Prozessen braucht es unabhängige, vielfältige und kritische Medien. Sie sind das Rückgrat der Demokratie und müssen vor autoritären Einflüssen und vor politischen und finanziellem Druck geschützt werden.

Demokratie ist mehr als ein System. Sie ist eine Werthaltung, die sich im täglichen Miteinander zeigt: in Kompromissfähigkeit, einer gesunden Diskussionskultur und der Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Demokratie weiterzuentwickeln bedeutet nicht nur, Institutionen und Prozesse zu modernisieren, sondern sie als soziale Praxis zu verstehen und zu leben.

Herzlichen Dank an alle, die das Demokratie Labor begleitet, inspiriert und mitgetragen haben. Lasst uns gemeinsam weiterdenken, wie Demokratie zukunftsfähig gestaltet werden kann.

Demokratie Labor Policy Brief (PDF)

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