Was hat Gamification mit Demokratie zu tun, Angie?

Angie Born denkt Demokratie von der Nutzer:innenperspektive her und bringt dabei Gedanken zu Design, Verhaltenspsychologie und digitaler Innovation zusammen. Mit uns spricht sie über die Offenheit für Neues und mehr Nuancen in politischen Prozessen.

Angie, könnten künstliche Intelligenz, Gamification oder digitale Zwillinge in künftigen Demokratiestrukturen eine Rolle spielen – und wie könnte das aussehen?

Angie Born: Alle “hippen” Disziplinen haben ihre Berechtigung, und können –sinnvoll eingesetzt – sehr viel Gutes tun. Gamification kann die Motivation und die Freude steigern. KI kann bei komplexen Auswertungen helfen. Digitale Zwillinge ermöglichen uns, neue physische Räume zu erleben. Aber wie immer gilt es zuerst, die grundliegende Motivation und Ziele von Menschen zu verstehen. Erst dann können diese Technologien sinnvoll eingesetzt werden. 

Haben unsere Studien etwas über die demokratische Kultur der Schweiz gezeigt, das dich überrascht hat?

Angie Born: Viele Menschen mögen ja Veränderung nicht so gerne, daher fand ich es schön zu hören, dass die Bereitschaft und Offenheit da ist, neue Partizipations-Formen anzunehmen. Vielleicht lag es auch am Sample, aber grundsätzlich stimmen mich viele Befunde optimistisch. Aus UX-Sicht zwar nicht erstaunlich, aber grundsätzlich fand ich es schon interessant, wie schnell es den Leuten zu kompliziert wurde. In Gesprächen höre ich immer wieder, dass man gerne differenzierter mitreden möchte und dass unser System zu schwarz/weiss ist. Aber das “Don’t make me Think”-Prinzip von Steve Krug dominiert auch hier – ja / nein ist halt doch einfacher zu verstehen als eine Skala von 1-10. 

Was glaubst du, wo steht das Demokratieverständnis und die Schweizer Politik in 50 Jahren?

Ich hoffe, dass die Politik mehr Granularität zulässt. Dass wir – statt noch mehr zu vereinfachen und banalisieren – viele Nuancen zulassen können. Und dass wir mit digitalen Systemen die Meinungen von allen gleichberechtigt erfassen und berücksichtigen können.

Angie Born ist seit über 15 Jahren im Bereich User-centered Design und Content unterwegs. Nach Agenturerfahrung in der Schweiz und Melbourne, Australien hat sie in-house mehrere UX Teams für Firmen aufgebaut. Sie doziert an Hochschulen und privaten Bildungsstätten und hat beim Demokratie Labor Basel in der Begleitgruppe mitgewirkt.

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