Was braucht die Demokratie, Flurina?

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit – und braucht Menschen, die sie weiterdenken. Flurina Wäspi von der Stiftung Mercator Schweiz spricht mit uns über die Notwendigkeit demokratischer Innovation und ihre Hoffnung für unsere Demokratie.

Warum fördert die Mercator Stiftung demokratische Projekte?

Flurina Wäspi: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Demokratische Staaten stehen weltweit unter Druck. Wir sind  überzeugt, dass nur funktionierende Demokratien nachhaltige Antworten auf die globalen Herausforderungen geben können. Demokratien, die von einer informierten und engagierten Bevölkerung getragen und geprägt werden. Vor diesem Hintergrund wollen wir als Stiftung einen Beitrag zur Stärkung und Weiterentwicklung der Demokratie leisten – in der Schweiz und in Europa.

Was kann man durch Projekte wie das unsere über Schwächen und Potenziale der heutigen Demokratie lernen?

Die Schweizer Demokratie zeichnet sich durch ihre historische Stabilität und Verlässlichkeit aus. Damit die Demokratie auch in Zukunft wirkungsvoll bleibt, darf sie aber nicht stagnieren, sondern muss sich langfristig an veränderte gesellschaftliche Realitäten und Herausforderungen anpassen können. Dafür braucht es innovative Ansätze, die vor einer möglichen Institutionalisierung getestet werden müssen. Das Demokratie Labor leistet genau hier einen wertvollen Beitrag, indem es mit wissenschaftlicher Begleitung eine Reihe von Demokratie-Experimenten durchgeführt hat. Zentral ist nun, dass die spannenden Erkenntnisse auch bei politischen Stakeholdern Gehör finden sowie möglichst breit in der Zivilgesellschaft geteilt werden.

Was macht dir zur Zeit Hoffnung für die Demokratie?

Die globalen geopolitischen Entwicklungen machen natürlich auch mir Sorgen. Gleichzeitig habe ich als Stiftungsmitarbeiterin das Privileg, mich täglich mit engagierten Menschen aus der Zivilgesellschaft, aber auch der Verwaltung und der Politik austauschen und diese bei ihren wichtigen Projekten unterstützen zu dürfen. Der Einsatz dieser Menschen für die Demokratie gibt mir Hoffnung. Ich habe auch den Eindruck, dass immer mehr Menschen zu verstehen beginnen, dass wir Einwohner:innen demokratischer Staaten über Landes- und Sprachgrenzen zusammenstehen und unsere Kräfte bündeln müssen. Ein Beispiel aus dem philanthropischen Sektor ist civitates.org - die erste Stiftungsinitiative, die sich auf europäischer Ebene gemeinsam für eine Stärkung der Demokratie einsetzt. Wenn wir unsere demokratischen Errungenschaften langfristig bewahren wollen, braucht es aber natürlich weiteren Effort in diese Richtung: Es braucht noch mehr Akteure, die sich mutig positionieren und ihr privates, wirtschaftliches oder philanthropisches Kapital für die Demokratie in die Wagschale werfen.

Flurina Wäspi ist Themenverantwortliche Demokratie bei der Stiftung Mercator Schweiz. In ihrer Arbeit begleitet sie Projekte an der Schnittstelle von Zivilgesellschaft, Politik und Forschung – mit dem Ziel, demokratische Strukturen zukunftsfähig zu gestalten und engagierte Akteur:innen wirkungsvoll zu unterstützen.

Zurück
Zurück

Wie steht es um unsere Demokratie, Marc?

Weiter
Weiter

Was kann Demokratie, Daniel?